Biologisch-dynamische Landwirtschaft

Die Erde als Grundlage allen Lebens

Traktoren fahren auf einem grasbewachsenen Hügel

Biologisch-dynamische Landwirtschaft versteht die Erde als Grundlage allen Lebens und behandelt sie entsprechend bedachtsam. Das bedeutet die Fruchtbarkeit der Erde anzuregen, zu pflegen und zu erhalten mit Hilfe einer ausgewogenen Fruchtfolge, guter Stalldungpflege und Pflanzenpräparaten, aber ohne Mineraldünger, Pestizide und andere zerstörerische Eingriffe in die ökologischen Zusammenhänge. Aus diesem Ansatz verbietet sich auch die einseitige Massentierhaltung.

Seit etwa 90 Jahren findet diese neue Landbaumethode zunehmend Resonanz. Aufbauend auf Anregungen von Rudolf Steiner wurde ein neuer, schonender Umgang mit Boden, Pflanzen und Tieren entwickelt, der sich in neuen Formen der Lebensmittelherstellung fortsetzt.

zwei Männer sitzen auf einer Bank

Konkret heißt das auf Hof Sophienlust: Wir fördern die Fruchtbarkeit durch einen weitgehend geschlossenen Kreislauf von Pflanzenproduktion auf den Feldern und Aufzucht von Tieren, die ihrerseits den Dünger für die Felder liefern. Zusätzlich wird der Mist mit selbsterzeugten Heilpflanzenstoffen präpariert, welche eine gute Verrottung fördern und ihn für die Pflanzen verträglich machen. Die elfjährige Fruchtfolge ist in Einklang mit den örtlichen Boden- und Vegetationsverhältnissen.

Statt Raubbau zu betreiben, lenkt und fördert der Mensch diesen Kreislauf-Prozess, der zusammen mit den Präparaten auf eine hohe Qualität aller unserer Produkte zielt. Diese zeigt sich z. B. im Geschmack, Bekömmlichkeit und guter Lagerfähigkeit.

Landschaftsgestaltung

Erste Vorhaben zur Landschaftsgestaltung und Naturschutz wurden bereits im Jahre 1980 begonnen. Da bei den Vorbesitzern bis zu diesem Zeitpunkt die gesamte Jauche des Viehbestandes über die Drainage in einen Bach und dann in den nahen Schierensee lief, bauten wir zunächst eine 320 Kubikmeter fassende Jauchegrube. In den Folgejahren wurden einige kleine Teiche, die von unseren Vorgängern als Müllkippe benutzt worden waren, frei geräumt, und die Teiche bepflanzt. Zusätzlich legten wir auch neue Teiche an. Heute haben wir auf dem Hof 5 Teiche. Lücken in unserem Netz von Wall-Hecken wurden durch uns wieder geschlossen. Ein verrohrter Bach wurde reaktiviert und in ein neues Bett mit der zugehörigen Uferbepflanzung geleitet. Mitten in unseren Ländereien legten wir in gemeinsamer Arbeit mit vielen Gesellschaftern ein 0,5 ha großes Feldgehölz an, um hier eine Ruhezone für die Wildtiere zu schaffen. Hier hat sich mittlerweile eine vielfältige Vogelwelt angesiedelt, die vorher nicht mehr an diesem Ort leben konnten.

eine unbefestigte Straße mit einem Tor
ein kleiner Teich mit Wasser darin

Das Feldgehölz

Auf dem Höhepunkt der Diskussion um das Waldsterben 1988 entschlossen wir uns etwa 0,5 ha Ackerland aus der Bewirtschaftung zu nehmen und ein Feldgehölz anzupflanzen. In Zusammenarbeit mit den Gesellschaftern der LWG wurden ca. 6000 junge Bäume gepflanzt. Heute hat sich mitten in der biologisch intensiv genutzten Feldmark ein vielfältiges Biotop entwickelt, welches vielen Tieren Lebensraum und Schutz bietet.

Die Moorwiese

Gemeinsam mit der Gemeinde Schierensee wurde ein Konzept zur Gestaltung und Bewirtschaftung eines von der Gemeinde erworbenen ca. 40 ha großen Niederungsmoores entwickelt. Im Zuge dieser Maßnahmen legten wir u.a. gemeinsam mit der Gemeinde einen neuen Wanderweg auf unseren Flächen am Rande des Moores an, auf welchem man vom Dorf aus eine Rundwanderung mit einem schönen Blick auf das Moor hat. Mit der Bepflanzung des Bachlaufes durch das Niederungsmoor wurde die jährliche Ausbaggerung überflüssig.

Eine in den Jahren 1985 – 87 durchgeführte Untersuchung unter Prof. B.Heydemann (Universität Kiel) über die Entwicklung von Laufkäfern und Fluginsekten in Abhängigkeit von der Art der Landbewirtschaftung wurde unter anderem auch auf unserem Hof durchgeführt und zeigte deutliche Unterschiede in der Artenvielfalt zwischen konventionellen Betrieben und unserem.

Der Bach

Ein weiteres Bachprojekt diente dem näheren Kennenlernen der Landschaft in welcher wir leben und wirtschaften. Ziel war, über das Botanisieren und Kartieren hinaus einen künstlerischen Zugang zur Landschaft (und insbesondere zum eingelagerten Bach) zu finden, um so weitere Qualitätskriterien zu ihrer Gestaltung zu erlangen. Dafür trafen sich auf dem Hof Sophienlust über mehrere Jahre hinweg Landwirte, Gärtner, Gesellschafter und ortskundige Historiker zusammen mit den betreuten Menschen (alle Bewohner), um sich diesem gemeinsamen Ziel schrittweise zu nähern. Die Projektgruppe legte am Ende als ein Ergebnis das Buch „Unser Bach – Ergreifen einer Landschaft“ vor (Eigenverlag).

ein kleiner Bach, der durch ein grasbewachsenes Feld verläuft
ein großes Feld mit einer Erntespur in der Mitte

Landbauepochen der Freien Waldorfschule Kiel auf Hof Sophienlust

Pflege von Stadt-Land-Beziehungen, die Frage nach dem Wesentlichen oder was uns aus der Zukunft entgegen kommt

Die Entwicklung und Erhaltung einer gesunden und zukunftsfähigen Landwirtschaft in Form der biologisch-dynamischen Wirtschaftsweise, wie sie von Rudolf Steiner 1924 begründet wurde, erweist sich immer mehr als soziale und kulturelle Menschheitsaufgabe. Für Jugendliche, die in die Zukunft geführt werden sollen, ist es eine essentiell wichtige Erfahrung, sich in einer Entwicklungsphase, in der sie den Sinn des Lebens suchen, alles in Frage stellen und doch offen der Welt gegenüber stehen, sich mit dem Entstehen ihrer Lebens-Mittel und der Pflege der Erde, auf der wir leben, auseinander zu setzen. Das Interesse der heranwachsenden Menschen soll geweckt werden, für eine lebenswerte Zukunft positiv in der Welt tätig zu werden. So ist es in zunehmendem Maße eine Notwendigkeit, die jungen Menschen während der Schulzeit mit den praktischen, pflegenden und lebenserhaltenden Arbeiten in der Landwirtschaft vertraut zu machen. In den zehn Tagen des Landbaupraktikums auf Hof Sophienlust sollen sich die Heranwachsenden der 9. Klassen auf möglichst intensive Weise an den Tätigkeiten auf dem Hof beteiligen und grundlegende Lebenszusammenhänge be-greifen. Die intensive körperliche und geistig-seelische Arbeit in dem vielfältigen Tätigkeitsfeld eines Demeter-Hofes lässt die jungen Menschen Erfahrungen sammeln, aus denen Urteilsfähigkeit erwächst. Aus aktivem Tätigwerden geleitet von ideellen Grundideen erwächst für die Jugendlichen über die intellektuellen Ideen des Umweltschutzes hinaus die Kraft und moralische Fähigkeit, Mitgestalter an unser aller Umwelt und Lebensgrundlage zu sein.

Durch die Auseinandersetzung mit der Pflege unserer Lebensgrundlage, der Tierhaltung und dem Anbau von Lebensmitteln kann ein innerer Bezug zu unseren Nahrungsmitteln entstehen und eine bewusste Auswahl getroffen werden. Da die Schülerinnen und Schüler während der Landbauepochen auch auf dem Hof gemeinsam kochen, erleben sie die Sinnhaftigkeit ihres Tuns auf dem Feld im Gesamtzusammenhang bis hin zu einem sinnlichen und sättigendem Erlebnis.

Darüber hinaus stellt die Landbauepoche im Zusammenhang mit der auf Hof Sophienlust betriebenen Sozialtherapie ein für alle Beteiligten wertvolles, inkludierendes Erlebnis dar: Für die Schülerinnen und Schüler stellt der Kontakt zu den Menschen mit Assistenzbedarf, die vollstationär hier auf dem Hof betreut werden, oft eine neuartige Begegnung dar, vor der sie zunächst viel Scheu haben, die aber oft in Hochachtung und große Wertschätzung umschlägt. Die auf Hof Sophienlust betreuten Menschen genießen zumeist die neuen Kontaktmöglichkeiten und blühen vor Stolz auf, wenn sie den heranwachsenden Menschen von ihrer Tätigkeit auf dem Hof berichten und diese daran teilnehmen lassen können.